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Angststörungen und Phobien

  • Autorenbild: doctorvitalis
    doctorvitalis
  • vor 5 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

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Angst ist ein natürliches und überlebenswichtiges Gefühl. Sie warnt uns vor Gefahren. Doch wenn die Angst so stark wird, dass sie unseren Alltag dominiert, sprechen wir von einer Angststörung. In der Schweiz gehören Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Psychoedukation hilft Ihnen, diese Ängste zu verstehen und zu bewältigen.


Die Hauptformen von Angststörungen nach ICD-10


Die ICD-10 (International Classification of Diseases, 10. Revision) ist das Klassifikationssystem, das international zur Verschlüsselung von Diagnosen verwendet wird. Im Bereich der Angststörungen sind dies die wichtigsten Kategorien:


A. Phobische Störungen (F40)


Phobien sind Ängste, die auf bestimmte Objekte oder Situationen (z.B. Höhen, Tiere, öffentliche Plätze) begrenzt sind. Die Angst ist unverhältnismässig zur tatsächlichen Gefahr und führt typischerweise zu Vermeidungsverhalten.

  • Agoraphobie (F40.0): Die Angst vor Orten, von denen eine Flucht schwierig sein könnte oder wo im Notfall keine Hilfe verfügbar ist (z.B. öffentliche Plätze, Menschenmengen, Reisen allein). Führt oft zur Isolation.

  • Soziale Phobie (F40.1): Die Angst, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich in sozialen Situationen peinlich zu verhalten (z.B. Reden halten, in der Öffentlichkeit essen).

  • Spezifische (isolierte) Phobien (F40.2): Angst vor klar definierten Objekten oder Situationen (z.B. Klaustrophobie - Angst vor engen Räumen; Aviatophobie - Flugangst; Phobie vor Spinnen, Blut, Spritzen etc.).


B. Andere Angststörungen (F41)


Diese Ängste sind nicht auf bestimmte Situationen beschränkt und treten unabhängig von äusseren Umständen auf.

  • Panikstörung (F41.0): Wiederholte, unerwartete und intensive Panikattacken ohne erkennbaren Auslöser. Eine Panikattacke ist eine plötzliche Welle intensiver Angst, begleitet von körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Schwindel oder dem Gefühl, verrückt zu werden oder sterben zu müssen.

  • Generalisierte Angststörung (GAS) (F41.1): Eine anhaltende, generelle Besorgnis und übermässige Sorge über alltägliche Ereignisse und Umstände (z.B. Finanzen, Gesundheit der Kinder, Arbeit), die fast täglich über einen längeren Zeitraum (>6 Monate) vorhanden ist.


Der Teufelskreis der Angst: Wie Angst chronisch wird


Angststörungen werden oft durch einen sich selbst verstärkenden Kreislauf aufrechterhalten:

  1. Auslöser: Eine Situation (z.B. U-Bahn) oder ein Gedanke ("Was, wenn ich krank werde?").

  2. Angstgedanken: Katastrophisierende Bewertung ("Das ist gefährlich", "Ich werde ohnmächtig").

  3. Körperliche Symptome: Herzklopfen, Schwitzen, Schwindel.

  4. Fehlinterpretation: Die körperlichen Symptome werden als Gefahr missdeutet ("Ich habe einen Herzinfarkt!").

  5. Vermeidungsverhalten: Man verlässt die Situation oder meidet sie zukünftig (z.B. nimmt nicht mehr die U-Bahn).

Wichtig: Das Vermeiden lindert die Angst kurzfristig, verhindert aber, dass das Gehirn lernt, dass die Situation ungefährlich ist. Dadurch wird die Angst langfristig stärker.


Behandlungsmöglichkeiten (Psychoedukation als Basis)


Psychoedukation ist der erste und wichtigste Schritt, da das Verständnis der Angstmechanismen bereits entlastend wirkt.

Die wirksamsten Behandlungsmethoden für Angststörungen sind:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT):

    • Kognitive Umstrukturierung: Korrektur von Fehlinterpretationen und katastrophisierenden Gedanken.

    • Expositionstherapie: Die Patienten werden unter therapeutischer Begleitung schrittweise den gefürchteten Situationen ausgesetzt. Nur durch das Erleben, dass die gefürchtete Konsequenz nicht eintritt (und die Angst von selbst abklingt), kann der Kreislauf durchbrochen werden.

  • Medikamentöse Therapie: In manchen Fällen können Antidepressiva (insbesondere SSRIs) oder andere Medikamente eingesetzt werden, um die allgemeine Angstsymptomatik zu reduzieren.

  • Entspannungsverfahren und Achtsamkeit: Techniken wie Atemübungen, Progressive Muskelrelaxation oder Achtsamkeitstraining helfen, die körperliche Erregung zu senken.

 
 
 

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